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A-Nord-Trasse: Planung der Erdkabeltrasse in Niedersachsen

Die Gleichstromverbindung A-Nord soll künftig in der Nordsee produzierten Windstrom in die Verbrauchszentren im Westen Deutschlands transportieren. Die Erdkabeltrasse verbindet den Netzverknüpfungspunkt Emden-Ost mit dem Netzverknüpfungspunkt Osterath. A-Nord ist als Vorhaben mit der Nummer 1 im Bundesbedarfsplangesetz festgelegt. Die Amprion GmbH hat als zuständiger Übertragungsnetzbetreiber den gesetzlichen Auftrag, die Leitung zu planen, zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Die 300 km lange A-Nord-Gleichstromverbindung wird als Erdkabeltrasse realisiert. Parallel zur A-Nord entsteht auf 100 km Länge eine weitere Erdkabeltrasse für den Windstrom der Windparks DolWin4 und BorWin4.

Als ARGE-A-Nord wurden die Björnsen Beratende Ingenieure GmbH und das Ingenieurbüro Berg & Partner GmbH mit der Trassenplanung im Raum Niedersachsen beauftragt. Neben den Ingenieurleistungen der Objektplanung (HOAI LPH 1-4) für die Herstellung der Kabelanlage ist die Björnsen Beratende Ingenieure GmbH unter anderem für die Baugrunduntersuchung, die Kommunikation mit den Grundstückseigentümern für die Betretungsrechte und für die Überwachung der Feldarbeiten mit Erstellung der Baugrundgutachten zuständig.

Aufgrund der enormen Flächengröße und einem engen Zeitplan stellt das Vorhaben eine besondere Herausforderung dar. Für die große Anzahl von Trassenvarianten ist deshalb eine dynamische Projektabwicklung gefragt. Bei der Trassenplanung sind es unter anderem die im Norden des Planungsraums vorkommenden sensiblen Moorböden und eine hohe Anzahl von zu kreuzenden Hindernissen, wie Straßen, Bahntrassen, Leitungen, Gewässer und archäologischen Denkmälern, die eine individuelle und technisch aufwändige Planung erfordern.

Geotechnik

Auf Grundlage einer geotechnischen Voruntersuchung entstand ein Baugrunduntersuchungskonzept, mit dessen Hilfe die Vergaben der sehr umfangreichen Erkundungsarbeiten so effizient wie möglich abgewickelt werden konnten. Insgesamt wurden für das geotechnische Gutachten rund 1.400 Untergrundprofile aus Kern- und Kleinbohrungen, Rammsondierungen und Grundwassermessstellen aufgenommen und im Anschluss ausgewertet. Dabei arbeitet die Björnsen Beratende Ingenieure GmbH eng mit den Geologen und geotechnischen Fachingenieuren der Taberg Ingenieure GmbH in Lünen zusammen.

Neben dem geotechnischen Gutachten ist das Bodenmanagement ein wichtiger Teil der Leistungen. Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist mit zahlreichen Planänderungen zu rechnen. Um auf diese angemessen flexibel reagieren zu können, berechnet das Team ein 3D-Bodenmanagement-Modell, das bei allen Fragen zu Aushubmengen, Wiederverwendbarkeit und Entsorgungsfragen zum Einsatz kommt.

Objektplanung und Logistik

Anspruchsvoll wird sich auch die Logistik für einen reibungslosen Bauablauf der Erdkabeltrasse gestalten: An ca. 130 sogenannten Muffenstandorten werden die Kabel in die verlegten Kabelschutzrohre eingezogen. Sorgfältig vorbereitete Verkehrskonzepte sorgen dafür, dass die Anlieferung der großen Kabeltrommeln trotz Hindernissen, wie zum Beispiel Last- und Höhenbeschränkungen auf Straßen und Brücken , optimal und umweltschonend von statten geht. Zur Zeit gehen die Objektplaner von insgesamt ca. 330 potenziellen Kreuzungspunkten mit linearen Infrastrukturen und Gewässern aus. Besonders anspruchsvoll wird sich die Verlegung der Erdkabelanlage im Bereich der Ems gestalten: Auf einer Strecke von ca. 1.700 m wird die Trasse die Ems in geschlossener Bauweise queren. Auch der hohe Flächenanteil an Moorböden erfordert planerisches Geschick. Zum einen kann die äußerst geringe Tragfähigkeit von Moorböden zu Setzungen und Schäden der Erdkabelanlage führen. Zudem gilt es die wertvollen Moorböden vor zu großen Eingriffen zu schützen.

Digitale Planungsprozesse

Grundlage der digitalen Planungsprozesse sind hochaufgelöste Geobasis- und Geofachdaten der Themenbereiche Topographie, Boden, Geologie, Grundwasser, Archäologie, Hydrologie, Umwelt, Infrastruktur, Kampfmittel und Eigentumsverhältnisse. Die Daten werden in einer zentralen Geodatenbank gespeichert. Objektplaner greifen via GIS oder CAD zur konfliktfreien Planung der Trasse auf diese Daten zurück. Serverdienste visualisieren Lagepläne in Webkarten und liefern Daten für mobile Anwendungen auf Tablets und Smartphone an die Bauüberwacher vor Ort. Statusberichte mit aktuellen Kennzahlen informieren die Projektleiter und unterstützen die Steuerung und Koordination der Prozesse.

Termine

  • Planfeststellungsantrag Ende 2022
  • Kabeltiefbau und Kabelzug vorauss. 2025 - 2028

Eckdaten

  • 137 km Erdkabeltrasse mit bis zu 10 Energiekabeln
  • 4 Kreuzungen von Autobahnen
  • 6 Kreuzungen von Bahnstrecken
  • 12 Kreuzungen von Bundes- und Landesstraßen
  • ca. 124 Kreuzungen von Kreis- und Gemeindestraßen
  • ca. 181 Kreuzungen von klassifizierten Gewässern

Auftraggeber

Amprion GmbH